- serienjunkies
- News
- Redaktion
Stand:
Von: Mario Giglio
Kommentare
In der Animeserie Ein Supertrio halten drei räuberische Schwestern einen trotteligen Polizisten auf Trab, der nicht ahnt, mit einer der Diebinnen verlobt zu sein. Doch neben der unfertigen Anime-Adaption von Tsukasa Hojos Mangavorlage gab es noch weitere Abenteuer für Katzenauge...
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
In unserer Reihe „Ein Herz für Klassiker“ möchten wir kurz und knackig an Serien aus etwas entfernter Vergangenheit erinnern, die es auch heute noch wert sind, geschaut zu werden. Was genau ist denn ein Klassiker und ab wann zählen wir eine Serie dazu? Grundsätzlich denken wir dabei an Serien, die ihre Premiere mindestens vor mehr als 15 Jahren gefeiert haben und eine ordentliche Fanbase oder gar einen Kultstatus haben. Grundsätzlich kann man also sagen: Ist es in Schwarz-Weiß oder in 4:3, dann ist es sehr wahrscheinlich auch alt genug, um hier aufzutauchen.
Wenn Katzenaugen glühen...
Wer sich nur an die Animeserie Ein Supertrio (im Original: „Cat's Eye“) erinnert, die Mitte der 90er (über zehn Jahre nach ihrer japanischen Premiere) bei RTLZWEI im Programm zu finden war, hat noch einiges zu entdecken, denn neben der Manga-Vorlage von Tsukasa Hojo liegt bei Amazon Prime Video nicht nur der Realfilm von 1997, sondern auch der brandneue Crossover-Animefilm Lupin III vs. Cat's Eye vor. Die Animeserie aus dem Studio Tokyo Movie Shinsha ist hingegen bei Crunchyroll streambar - allerdings im Gegensatz zu den meisten Titeln nur in der deutschen Synchronfassung.
Darum geht es: Die drei Kisugi-Schwestern Hitomi, Rui (Nami) und Ai (Love) sind auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater, dem Künstler Michael Heinz, der im Zweiten Weltkrieg von den Nazis verfolgt wurde. Sein Aufenthaltsort soll sich offenbaren, sobald seine Kunstsammlung wieder komplett ist. Aus diesem Grund macht sich das Schwestern-Trio als Kunstdieb unter dem Pseudonym Katzenauge daran, die Werke ihres Vaters zurückzustehlen. Auf der Spur ist ihr der unendlich überforderte Polizist Toshi Utsumi, für den die Verhaftung des schon legendären Cat's Eye oberste Priorität hat. Vorher, so schwört er, wird er auch seine Verlobte nicht zur Frau nehmen... bei der es sich ausgerechnet um Hitomi handelt.
Allein die clevere Prämisse macht aus „Ein Supertrio“ eine sympathische Räuberpistole mit jeder Menge Dramapotential. Die spannendsten Episoden sind natürliche jene, in denen Toshio kurz davor steht, die geheime Identität von Katzenauge zu erfahren, aber auch sonst haben es die 36 Folgen in sich. Gleich in der dritten Episode bekommen wir es mit einem Mord zu tun, der Katzenauge in die Schuhe geschoben wird und auch Drogenhandel und das organisierte Verbrechen spielen eine Rolle. Kein Wunder, dass so einige Szenen der Serie, die im Heimatland für ein älteres Publikum gedacht war (besonders aus Staffel zwei), für das deutsche Kinderprogramm entfernt wurden...
Warum allerdings die Namen der Protagonistinnen geändert wurden, bleibt ein Rätsel. Vielleicht waren sie den Verantwortlichen zu japanisch, wie im Fall von Mila Superstar, die eigentlich Kozue heißt. Mitte der 90er standen wir hierzulande schließlich noch kurz vor dem großen Anime- und Mangaboom, der japanische Animationsserien auch für Teenager interessant machte, für die man weniger lokalisieren und zensieren musste.
Neben den actionreichen Diebstählen, welche die Schwestern mit Akrobatik, Gerissenheit sowie technischem Knowhow bestreiten, und dem romantischen Drama zwischen Hitomi und Toshio, bleibt auch der Humor nicht auf der Strecke. Slapstick wird großgeschrieben, vor allem, wenn es um die inkompetente Polizei geht. Das absolute Comedyhighlight ist Toshios Vorgesetzter, der nur Chef (kacho) genannt wird und als typischer, cholerischer Polizeichief daherkommt, dem jedes Mal die Hutschnur platzt, wenn Katzenauge wieder einmal davongekommen ist. Dabei betreiben die drei Schwestern ein Café in der Straße des Polizeireviers, das auch noch frech „Cat's Eye“ heißt...
Während das deutsche Opening übrigens die Originalmelodie des japanischen Vorspannlieds von Sängerin Anri verwendet, schnitt man hierzulande lediglich ein paar Szenen aus den ersten Folgen für das Intro aneinander. Viel kunstvoller ist die Originalversion, die man sich zumindest auf YouTube einmal ansehen kann. Hier das Video:
Der Mangaka
Falls Euch Ton und Zeichenstil von Ein Supertrio bekannt vorkommen, ist das kein Zufall: Mangazeichner Tsukasa Hojo schuf nach „Cat's Eye“ (1981 bis 1985) das international noch viel bekanntere „City Hunter“ (ab 1985), welches man auch durch die Hong-Kong-Realverfilmung mit Jackie Chan kennen könnte. Zudem spielen „Cat's Eye“, „City Hunter“ und ein weiteres Werk von Hojo, „Angel Heat“, im selben Universum und überschneiden sich in den Manga-Vorlagen hin und wieder. Auch tauchten die Schwestern 2019 im Animefilm „City Hunter the Movie: Shinjuku Private Eyes“ auf.
Leider erschien der Manga von „Cat's Eye“ nie in deutscher Übersetzung, weshalb man schon Japanisch- oder Französischkenntnisse mitbringen muss, wenn man sich eine physische Kopie zum Lesen ins Regal stellen möchte.
Apropos Manga: Wart Ihr auch enttäuscht vom Ende der Animeserie? Nach zwei Staffeln mit je 36 und 37 Episoden, die dank unterschiedlichem Charakterdesign (von Akio Sugino in Season eins und Satoshi Hirayama in Staffel zwei) gut auseinanderzuhalten sind, wurde als Finale eine Episode präsentiert, in der die Charaktere in einem von Ai geschriebenen Theaterstück auftreten, das davon handelt, dass die Schwestern Katzenauge sind und von Toshio überführt werden.
Ja, sie machen es tatsächlich noch offensichtlicher. Das Ganze dient allerdings nur als Ablenkung, damit sie einer weiteren Darstellerin einen Edelstein abnehmen können und am Ende ist Toshio so schlau wie zuvor. Der 18. Band des Mangas enthielt hingegen das richtige Ende, welches sich viel befriedigender, wenn auch exponentiell trauriger gestaltete...
Das (richtige) Ende im Manga
Die Schwestern finden heraus, dass drei Bilder, die den Aufenthaltsort der antiken Statue von Aphrodite offenbaren, der Grund für das Verschwinden des Vaters gewesen sein sollen und erfahren, dass ein Kunstsammler namens Cranaff ihn gefangen hält. Als sie ihren Vater schließlich in dessen Museum ausfindig machen, müssen sie feststellen, dass es sich dabei um Cranaff selbst handelt - den Zwillingsbruder ihres Vaters, der ihm sein Talent geneidet hatte. Nach einer Konfrontation mit den Schwestern sprengt sich dieser schließlich mitsamt seines Museums in die Luft.
Am nächsten Tag trifft sich Hitomi als Katzenauge im Schutz des Nebels ein letztes Mal mit Toshio, der sich mittlerweile zwischen seiner Verlobten und der geheimnisvollen Diebin hin- und hergezogen fühlt. Er sagt Katzenauge schließlich, für ihn könne es nur Hitomi geben und dann lichtet sich plötzlich der Nebel, der Hitomi enthüllt. Sie bedankt sich, ehe sie verschwindet und lässt den Verlobungsring sowie die drei Gemälde bei dem verdutzten Polizisten. Toshio folgt ihr jedoch zum Flughafen und wirft ihr in letzter Sekunde den Ring im Flieger zu... mit dem Versprechen sie früher oder später zu fangen.
Einige Zeit später erhält Toshio einen Brief aus Los Angeles. Hitomi wurde nach ihrer Ankunft in den Staaten sehr krank und lag sogar im Koma. Als er den Schwestern in die Staaten folgt und sie endlich wiedersieht, muss er feststellen, dass Hitomi ihr Gedächtnis verloren hat und sich nicht an ihn oder Katzenauge erinnern kann. Sie trägt aber noch immer seinen Ring und Toshio begreift die Situation als Chance, sich noch einmal ganz neu in Hitomi zu verlieben... The End.
Weitere Adaptionen
Die Abenteuer von „Cat's Eye“ wurden in Japan zwei Mal in Live-Action-Form umgesetzt. Zum ersten Mal 1988 im Rahmen eines TV-Films und schließlich 1997 in einem Kinofilm von Regisseur Kaizo Hayashi, in welchem Yuki Uchida, Norika Fujiwara und Izumi Inamori die drei Schwestern spielten. Natürlich wurde nicht darauf verzichtet, den Sexappeal-Aspekt für diese Fassung aufzupumpen und so sehen Katzenauge in dieser Version vermutlich nicht ganz zufällig wie Michelle Pfeiffer als Catwoman aus. Der Film ist bei Amazon Prime Video im Abo enthalten, ebenso wie das neue Crossover mit Lupin III.
In „Lupin III vs. Cat's Eye“ von den Regisseuren Kobun Shizuno und Hiroyuki Seshita (Knights of Sidonia), das sich originalgetreu in den 80er Jahren abspielt, haben es sowohl der Meisterdieb aus der Feder von Monkey Punch als auch Hitomi, Rui und Ai Kisugi auf drei Gemälde abgesehen, die es zu stehlen gilt. Die Bilder wurden ursprünglich vom Vater des Schwesterntrios an seine Töchter vermacht und enthalten ein Geheimnis, das es zu entschlüsseln gilt.
Hier abschließend noch der Originaltrailer (mit englischen UT) zu unserem heutigen Klassiker, der Animeserie Ein Supertrio: